Dieser Fund stellt das wahrscheinlich älteste Horner Plakat dar und wurde bei Inventarisierungsarbeiten von Kustos Hans-Peter Trimmel aus den Bauernkästen der Höbarth-Sammlung hervorgeholt. Die ehrenamtliche Museumsmitarbeiterin Helga Feyrer besorgte die professionelle Reinigung und Inventarisierung mit einer Anzahl anderer Bilder.
Das Ballplakat ist verglast, hat das Format von 37,5 x 47,5 cm, trägt die
Inventarnummer HO22623 und gehört zum Bestand der Bildersammlung des Museums Horn.
Der Inhalt: „Carnevals-Belustigung für das Jahr 1839 im Braun’schen Saale und dem Kaffee-Hause zu Horn vom 10. bis 12. Februar mit obrigkeitlicher Bewilligung, Unterfertigt: Wizlsperger, Bevollmächtigter
Gedruckt Znaim, bei Martin Hofmann“ (Anmerkung: Die Druckerei Berger in Horn wurde erst 1868 gegründet)
Die Stadt, die erst 1849 zum typischen Verwaltungszentrum auf Bezirksebene wurde, war in schweren Zeiten. Vom großen Stadtbrand 1827 waren noch viele Objekte im Zentrum betroffen, der Kirchturm wurde erst 1880 erhöht. Die Herrschaft trägt seit 1831 den Namen Hoyos-Sprinzenstein und die Stadt hat seit 1833 das Recht zum Abhalten eines Körner-Wochenmarktes. Das in der Mitte des 17. Jahrhunderts gegründete Piaristengymnasium wurde 1850 auf ein vierklassiges Untergymnasium reduziert und war von der Schließung bedroht.
In der Ära des Metternich’schen Polizeistaates unterzeichnete wenige Tage zuvor, am 3. Februar 1839, Kaiser Ferdinand I. das kaiserlich österreichische Familienstatut als Hausgesetz der Dynastie Habsburg-Lothringen beraten vom Staatskanzler Metternich.
Neben diesen allgemeinen Daten gibt insgesamt aber erstaunlich wenige Informationen über Ort und Zeit dieser Carnevals-Belustigung im Februar 1839.
Das Museum Horn lädt die Bevölkerung zum Mitmachen ein: Wer hat Informationen oder Schriftstücke zu einzelnen Details (Namen, Orte) des Plakats? Eine Vermutung meint, dass dieser Saal in der jetzigen Weinbar Thurnhof gewesen sein könnte.
Fotos von Museum Horn:
Ballplakat
Helga Feyrer bei der Bilderreinigung
Hans-Peter Trimmel und Stadtrat Martin Seidl mit dem Plakat
Museum Horn, am 3.2.2021/Anton Mück
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Nachtrag 9.2.2021:
Karlheinz Hulka konnte Interessantes über den Braun'schen Saal und das Kaffee Haus heraus finden. Hier seine Nachricht:
Liebe Museumsfreunde,
gestern konnte ich im Stadtarchiv in die Grundbuchsabschriften(Häuserkataster) einsehen und habe nun den Beweis für die Lage des Saales. Eine Witwe namens Anna BRAUN kaufte das heutige Haus Thurnhofgasse 2 (Limberger, Weinbar Thurnhof) im Jahr 1837 und war bis zum Weiterverkauf 1854 Eigentümerin dieser Liegenschaft.
Beim Kaffehaus handelt es sich um das heutige Haus Kirchenplatz 4 (Raiffeisenbank), das zur fraglichen Zeit im Eigentum des am Plakat unten erwähnten Cafetiers Josef Wizlsperger stand. Später war hier das Kaffehaus des Bürgermeisters Rudolf Fischer, zuletzt das Cafe-Restaurant Starnberger. Das Gebäude wurde für die heutige Bank komplett neu errichtet.
Herzliche Grüße
Karlheinz Hulka